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Ihr Porsche Zentrum Mannheim

Portrait Timo Bernhard

Grand Slam-Sieger mit solider Erdung.

Der Mann ist bestens geerdet. Selbst wenn der Renn-Blitz einschlägt, das Fahrwerk weit von einer möglichen Bestzeit entfernt ist und die Aerodynamik verrückt spielt: Timo Bernhard hebt die Stimme nicht. Mit einem wachen Blick, mit knappen, präzisen Fragen und Anmerkungen, mit sekundenlangen Denkpausen und mit einer sehr freundlichen Hartnäckigkeit meißelt der Profi den Klotz von Problemen herunter, modelliert mit Fahrerkollegen und Ingenieuren die Lösung heraus.

So konzentriert die Problemlösung, so schnörkellos und leicht sind die Bewegungen des superfitten Renn-Sportlers: 1, 74 Meter, 60 Kilo, keine Spur von Hast, höchste Ökonomie, harmonische Abläufe.

Dann im Rennwagencockpit, im Renntempo: Präzision, pure Speed und Kontrolle. Und überraschenderweise: „Aggression. Ein guter Rennfahrer ist kontrolliert aggressiv, erfolgshungrig, mit Herzblut dabei und zielgerichtet“, sagt Timo Bernhard. Der Vollprofi muss es wissen. Er ist der dienstälteste Porsche-Werksfahrer, unter Vertrag seit 2002. Und seit 2010 ist er der einzige „Grand Slam-Sieger“ des Motorsports. Nur Bernhard hat Gesamtsiege bei den vier bedeutendsten Langstreckenrennen der Welt errungen: Le Mans, Daytona, Sebring, Nürburgring (gleich viermal in Folge). Die Amerikaner und Engländer ziehen den Hut vor Timo als einem der ganz wenigen, die nach Erfolgen in Le Mans, Daytona und Sebring die „Triple Crown“ tragen. Der ADAC zeichnete ihn 2010 als „Motorsportler des Jahres“ aus.

Zweimal setzte sich Timo die Krone des Meisters in der American Le Mans Series als der wichtigsten US-Serie für GT und Sportprototypen auf. Gemeinsam mit seinem französischen Werksfahrerkollegen Romain Dumas fuhr er einen Porsche RS Spyder 2007 und 2008 schier unangreifbar zum Championat. Bernhard: „Es war eine großartige Zeit mit Roger Penskes Team, dem RS Spyder und Romain. Ich kam vom GT-Sport, und der RS Spyder als reinrassiger Rennwagen eröffnete eine ganz neue Welt. Viel Abtrieb, unglaubliche Kurvengeschwindigkeiten – 40, 50, 60 km/h schneller um’s Eck als im GT. Ganz späte Bremspunkte und ein sehr schmaler Grenzbereich. Man muss die winzigsten Bewegungen des Autos vorausahnen, spüren. Es war eine Riesen-Faszination, die ich im RS Spyder zum ersten Mal erleben konnte. Deshalb ist er bis heute mein Lieblingswagen.“

Es war ein gerader Weg für Timo Bernhard in das Prototypen-Cockpit. Aber es war kein müheloser Weg. Timo, Jahrgang 1981, begann auf dem Kart, holte die ersten Meisterschaften. Stieg um in den Einsitzer: „Deutsche Formel Ford-Meisterschaft 1998, 1999, mit knappem Geld. Mein Vater war immer bei mir. Wir verbrachten sehr viel Zeit bei der An- und Abreise zu den Rennen. Er war alles in Personalunion: Techniker, Psychologe, Taktikberater – und eben Vater. Wie das Kart, so bereitete er später auch den Formel Ford vor. Wir gewannen zwei Rennen, wodurch Porsche auf uns aufmerksam wurde.“ Ein Nachwuchsprogramm von Porsche schloss Timo Bernhard 2001 glänzend als Meister des Carrera Cup Deutschland ab. Besonders gern erinnert sich Timo an den Ingenieur Roland Kussmaul: „Er war einer der Juroren bei der Auswahl in Misano. Mich beeindruckte seine Riesen-Kompetenz, seine Ruhe, sein methodisches Arbeiten. Und es war für mich wunderbar, welchen Respekt er als super-erfolgreicher Ingenieur uns jungen Nobodys entgegenbrachte.“

Bedeutende Stationen der Karriere: „Auf unseren Gesamtsieg in Daytona 2003 mit dem Elfer gegen stärkere Rennwagen bin ich bis heute stolz, unser erster 24-Stunden-Triumph am Nürburgring 2006 oder den Gesamtsieg mit dem RS Spyder in Sebring; die Meistertitel in der ALMS. Und schließlich der Gesamtsieg in Le Mans 2010 mit Romain und Mike Rockenfeller im Audi R15. Was für ein Triumph, welche Menschenmassen! Und was für ein Gefühl, ein Rennen mit so viel Geschichte zu gewinnen. Das will ich wiederholen.“ Motorsport ist Teamsport. Langstreckensport ist Teamsport extrem. Hier ist Timo als ein von Herzen freundlicher Zeitgenosse, der für das Team alles tut und schwierige Situationen mit seinem unaufgeregten Humor entschärfen kann, für jede Mannschaft Gold wert.

Bis heute wohnt der Weltreisende in Sachen Motorsport im 960-Seelen-Örtchen Dittweiler in der Westpfalz, unweit der französischen Grenze. Dort lebt Timo seine ganz persönliche Version von Networking: „Ich genieße die vertraute Umgebung, die vertrauten Menschen. Meine Frau Katharina, meine Eltern, meine alten Freunde, sie geben mir ein Gefühl von Rückhalt und Stärke. Ich kenne in meiner Heimat die Luft, das Licht und die Landschaft, jede Straße. Ich fühle mich in Dittweiler so wohl wie ein Fisch im Wasser.“

Auch 2011 sind die Tage in Dittweiler für Timo Bernhard eher selten. Für Porsche fährt er ausgewählte Rennen und ist in der Entwicklungsarbeit engagiert. Für Audi startet Timo erneut beim 24-Stunden-Rennen in Le Mans und gehört überdies zum Fahrerkader für den International Le Mans Cup. Und weil’s im Grenzbereich so schön ist, klettert der 30-Jährige in der Freizeit in das Cockpit eines Rallye-Porsche. Die Pfälzer Kumpels sind im Team dabei, versteht sich. Und Vater Rüdiger macht die Technik.